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Moodboards im Designprozess

Von der Vision zur Realität

Text Yannic Hefermann

Design ist keine exakte Wissenschaft, sondern ein weites, facettenreiches Feld, in dem Kreativität, Interpretation und Vorstellungskraft eine wichtige Rolle spielen. Diese Subjektivität kann jedoch auch zu Missverständnissen führen, denn was im Kopf einer Designerin eine klare Vorstellung ist, wird beim Kunden oft völlig anders wahrgenommen.


Moodboards helfen, diese Diskrepanzen rechtzeitig zu erkennen und zu klären, und erleichtern dadurch die Planung und Ausführung von Designprojekten erheblich. Diese „visuellen Collagen“ aus Fotos, Grafiken, Diagrammen und Farben, manchmal auch aus Wörtern und Kernwerten, stellen ein wichtiges Kommunikationstool, eine Art von (Design-)Sprache dar. Und auch wenn sie einen kleinen Mehraufwand bedeuten, rentiert sich diese Investition auf jeden Fall.

 

Denn Moodboards

  • liefern ein erstes, allgemeines Stimmungsbild,
  • ermöglichen es, Ideen und Konzepte zu präsentieren und abzustimmen, ohne sofort direkt in die ganz konkrete Ausarbeitung zu gehen, und
  • helfen dabei, Umwege zu vermeiden und damit Zeit und Kosten zu sparen.
Der Designprozess – ein schrittweises Annähern Moodboards: Nicht nur für Designer:innen Design: Bauch- oder Kopfentscheidung? Künstliche Intelligenz: Moodboards und AI

Der Designprozess – ein schrittweises Annähern

Die Erstellung eines Moodboards ist daher nach der strategischen Planung oft einer der ersten Schritte im Designprozess. Es zeigt, in welche Richtung ein Design gehen kann und bildet die Grundlage für das Diskutieren, Erarbeiten und Weiterentwickeln mit Auftraggebern, Fotografinnen oder Projektverantwortlichen.


Um sicherzustellen, dass ein Design die gewünschte Botschaft vermittelt, braucht es klares Kommunizieren und Verständnis zwischen allen beteiligten Parteien. Mit Hilfe eines Moodboards werden eventuelle Missverständnisse bereits zu Beginn der Designentwicklung geklärt und unnötige Änderungen in späteren Phasen verhindert.


Denn den einen „großen Wurf“ gibt es nicht (mehr). Dass Agenturen ein fixfertiges Design präsentieren und hoffen, dass es widerspruchslos akzeptiert und gekauft wird, ist selten geworden. Viel eher gleicht der Designprozess einer schrittweisen Annäherung, ausgehend von abstrakten Entwürfen bis hin zu zugespitzten Ergebnissen.

Moodboards: Nicht nur für Designer:innen

Das Gefühl des Scheiterns, wenn erste Entwürfe für den Kunden oder die Kundin nicht passen, ist hier fehl am Platz. Und wenn ein Design-Team gleich mehrere Moodboards zur Ansicht vorlegt, bedeutet das noch lange nicht, dass sich die Agentur nicht entscheiden kann. Vielmehr geht es darum, kreative Ideen und Motive an Kundenwünsche oder Unternehmenswerte anzupassen und unterschiedliche Bilder im Kopf anzugleichen.


Moodboards erbringen hier eine Art Übersetzungsleistung von gesprochener Sprache in Bildsprache, in visuelle Elemente. Sie geben eine Stimmung wieder und helfen dabei, punktgenauer in den Dialog zu gehen – nicht nur mit Kund:innen.


Zum Beispiel kann man vor einer Fotoproduktion der Fotografin oder dem Fotografen in Worten beschreiben, welche Bilder man braucht. Einfacher, verständlicher und schneller geht das aber mit Hilfe von Moodboards. Denn Worte lassen einen großen Interpretationsspielraum zu und bergen die Gefahr, dass wichtige Inhalte verlorengehen oder falsch verstanden werden.

Design: Bauch- oder Kopfentscheidung?

Die richtige Antwort lautet: Es braucht beides. Bauchentscheidungen werden oft schneller getroffen und Stimmungen und Gefühle sind entscheidend für den Erfolg eines Markendesigns. Stellen Sie sich die Entwicklung eines Corporate Designs vor, das ein Unternehmen und seine Werte im Idealfall über Jahrzehnte nach außen präsentieren soll: Wenn sich z. B. die Unternehmenseigentümerin mit dem neuen CD massiv unwohl fühlt, dann passt das Design möglicherweise nicht zur Unternehmenskultur. Schließlich wird auch ein Verkäufer niemals einer Kundin ein Kleid aufschwatzen, das ihr nicht passt – und wenn es noch so schön ist.


Es ist jedoch wichtig, diese emotionalen Reaktionen auch auf analytischer Ebene zu betrachten. Designer:innen müssen verstehen, warum etwas gut oder schlecht ankommt, und die „Verursacher“ von Emotionen (Bildwelten, Motive, Farben, Stil usw.) erkennen können. Oft sind es auch eigene Prägungen und subjektive Erfahrungen, die bei der Rezeption von Design mit „hineinfunken“.


Die Stimmung ist also der Ausgangspunkt, sie wird aber analytisch in ihre einzelnen Dimensionen zerlegt, um damit ein Design zu entwickeln, das sowohl emotional ansprechend als auch strategisch sinnvoll ist.

Künstliche Intelligenz: Moodboards und AI

KI-Tools für den Grafikbereich wie z. B. Midjourney sind ein famoses Werkzeug, um Motive für Moodboards zu generieren. Oft ist es für Designer:innen schwierig, genau jenes Bild zu finden, das sie für einen Designentwurf benötigen. Midjourney & Co. erstellt – mit ein bisschen Nachjustierung von Designerseite – fast immer ein passendes Motiv. Es wird zwar vielleicht nicht als Kampagnenbild verwendet, kann aber auf jeden Fall Stimmung, Machart und visuelle Idee auf einem Moodboard wiedergeben.

Trotzdem werden Moodboards im Designprozess noch immer unterschätzt. Dabei sind sie am Beginn einer kreativen Reise ein hilfreiches Kommunikationstool, das den Fokus der Beteiligten stärkt und alle weiteren Schritte massiv beschleunigt.

 

„Ob Designerin oder Auftraggeber – wir alle haben Bilder im Kopf. Nur sind es meistens nicht dieselben.“

 

Yannic Hefermann, Senior Designer

Wir stehen Ihnen gerne als Sparringpartner oder für Fragen zur Verfügung.

Daniel Sorge, Partner

 

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